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Leseförderung für Jungen

Heute fahre ich zu einer Fortbildung.

Es ist etwas viel los momentan bei mir.

Bei der Vorbereitung auf diese drei Tage suchte ich nach den Vortragenden im Netz. Und siehe da, schon fand ich wieder einen Text, den ich nur weiterempfehlen kann. Frau Professor Garbe hat in einem Interview wieder ein paar Dinge gesagt, die mir so nicht klar waren oder besser gesagt, jetzt kann ich für meine „inneren“ Thesen jemanden zitieren.

Wie wunderbar, dass ich diesen Artikel, jedem, der ihn denn anschauen möchte über den Link bei delicious zur Verfügung stellen kann. Klar, wenn ich ihn im Blog hier verlinke, geht das auch. Also hier steht die Zusammenfassung des Interviews.

„Jungen lieben Erfolgserlebnisse“ ist der Titel und deutet schon an, in welche Richtung wir denken können. Computerspiele bieten genau das. Bewältigbare Aufgaben, die einen konkreten Erfolg bringen.

cc by Joachim S. Müller by flickr

Wunsch nach doppeltem Erfolg cc by Joachim S. Müller by flickr

Darf ich Sie auf die These noch einmal hinweisen, dass in Deutschland Erfolg und Leistung weit auseinanderklaffen.

Jeder kennt genug Fälle, wo unfähige Manager/Chefs den Erfolg ernten, aber nichts leisten. Und Leistung gefordert wird vor allem von denen, die keinen Erfolg haben können. Wie zum Beispiel Hartz IV- Empfänger, Arbeitslose oder Schüler…..

Ich denke, dass nicht nur Jungen einen schnellen Erfolg sehen möchten, doch fällt mir das in den Leseförderstunden auch auf. Einheiten, die hinterher mit einem sichtbaren Erfolg enden, werden bessere Stunden.

Wie kann man das für die SchülerInnen organisieren? Eine spannende Frage. Ich werde versuchen, auf der Fortbildung mehr darüber zu erfahren. Und natürlich selber nachdenken und in der Praxis ausprobieren. Mit einem autistischen Jungen habe ich wie selbstverständlich genauso gearbeitet. Manchmal hilft die Arbeit mit Kindern, die nicht der „Norm“ entsprechen, schneller auf die Sprünge.

Ein ganz schlauer Kerl

Bis in die 6. Klasse hat er es geschafft. Die Noten waren durch die Rechtschreibung nicht so gut, doch schlecht war er nicht. Er war sogar so gut, dass er sich durchmogeln konnte. Und nun stellt sich in der Diagnose heraus, was nicht so recht klappen will.

Wieso wird das nicht früher erkannt?

Wir tippten auf eine Sehschwäche. Wie kann ein so wissendes Kind einen Text nicht lesen?

Mit verschiedenen Schriften, Schriftgrößen und Schriftarten haben wir es probiert. Kein System war erkennbar. Eine LRS war es garantiert nicht.

Also dachten wir eben an eine Wahrnehmungsstörung. Da kommen zuerst die Augen in Betracht. Na, nun wissen wir es ja. Er kann die Buchstaben nicht zu Worten zusammenziehen. Besser, nicht sicher. Im Englischunterricht ist er dann auffällig geworden, weil er seine Unfähigkeit sich zuschrieb und verzweifelte. Es war ein Aufschrei. Und er führte zum Erfolg, weil wir alle zusammenarbeiteten. Eine ganz wichtige Erkenntnis ist für mich: Glaube dem Kind und glaube an das Kind.

Gericault Theodore 1819-20 Portrait eines Jungen mit langem blonden Haar cc by wikimedia

Gericault Theodore 1819-20 Portrait eines Jungen mit langem blonden Haar cc by wikimedia

Leseförderung

Cornelia Rosebrock und Daniel Nix: Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung.

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Ich werde dieses Buch nun ganz durcharbeiten, nachdem ich neulich auf einer Fortbildung Frau Professorin Dr. Rosebrock  kennenlernen konnte.

Schon in der Einleitung fallen Worte, von denen ich einige zitieren möchte.

Und ich möchte noch einmal betonen, dass es nicht die Kinder sind, die eben aus Faulheit nicht lesen. Die Faktoren sind so vielfältig. Es wird noch einiges zu forschen sein.

„Lesen ist in einer Informationsgesellschaft und Wissenskultur das elementare Medium des Lernens. Die Digitalisierung schmälert diese Bedeutung der Lektüre für den Einzelnen nicht, im Gegenteil wirkt sie beschleunigend und intensivierend auf die Prozesse der gesellschaftlichen Produktion und Verteilung von Wissen ein.“ S.7

Und jetzt ein Gedanke, der uns zu Denken geben sollte (Mit einem schönen Gruß an die TAZ oder überhaupt das Bildungsbürgertum, das nur sich selbst im Blick hat):

„Zugleich wurde und wird die Funktion des Lesens in der Geschichte des Schulwesens in Deutschland traditionell weniger im Lernen und stärker im Erwerb von Belesenheit gesehen, in der Aneignung von Welt-,Kultur-und Menschenkenntnis vor allem im Medium der schönen Literatur. Entsprechend gibt es im Anschluss an die Grundschule keinen eigenen Leseunterricht mehr.“S.7

Aha, nach der Grundschule sollen also alle soviel lesen können, dass sie von nun an sich Texte selbständig erarbeiten können. Haben Sie nicht auch noch hinterher Hilfe benötigt?

„Man kann mit Pisa von einem Viertel der Schülerschaft ausgehen, deren Lesefähigkeiten nicht ausreichend sind, um in der gegenwärtigen >>Informationsgesellschaft<< zu bestehen.“ S.8

Das haben wir in der Phantastischen Bilbliothek auch zu Hören bekommen. Ein Viertel unserer Kinder kann nicht ausreichend lesen. Und, es wird ihnen nicht beigebracht.

Ich finde das einen Hammer!


Fusseln am Mund

Heute waren zwei Klassen bei uns zur Einführungsrallye. Das macht vier Stunden ununterbrochene Aufmerksamkeit auf lauter wuselnde SchülerInnen.

Früher waren die Einführungen darauf gerichtet, dass die SchülerInnen etwas lernen sollten. Über die Signaturen, den Kreuzkatalog (wir hatten ja kein Internet mit dem Verzeichnis der Bücher), das Alltagsgeschäft mit der Ausleihdauer,… Heute versuchen wir den SchülerInnen ein Gefühl für ihre Schulbibliothek zu vermitteln. Sie sollen erfahren, was sie hier erwarten können, was wir ihnen bieten. Und natürlich sollen sie sich zurecht finden.

Im zweiten Teil suchen sie anhand von Aufgabenkarten Bücher heraus und erarbeiten die Fragen. Dabei kann jede/r so schnell oder langsam arbeiten, wie er/sie kann und wir haben die Chance allen zeitnah zu helfen.

Ich habe zwar nun Fusseln am Mund- doch wir haben eine Riesenausleihe gehabt. Die Kinder haben sich ohne Scheu-weil ohne Druck????- Bücher ausgeliehen. Wir können sagen, dass sich fast die Hälfte etwas ausgeliehen hat. Das ist bei unserer Schülerstruktur super!!!!! Damit ist der erste Schritt geschafft, die Barriere möglichst niedrig zu halten und ein Wiederkommen wahrscheinlich zu machen. Das hat sich für mich gelohnt. Auf der Suche nach einem passenden Bild über einen Sieg, fand ich das:

fundstück cc by coverbrowser

fundstück cc by coverbrowser

Schulanfang

Schulanfang und ich gehe gerade etwas unter.

Also keine Artikel mehr, die von Haselnüssen oder Zucchini berichten. Die nächste erwähnenswerte Erntemenge sind die Feigen und die warten zum Glück noch ein wenig. Erst im September werden sie reif. Ein wunderbarer Abschluss für die Ernte im Garten. Sie kann man einfach vom Strauch/Baum wegessen. Hmm!

Bald ist es soweit:unsere Feigen werden reif.

Bald ist es soweit:unsere Feigen werden reif.

Da die Einschulung gestern Nachmittag war, hatten die Kleinen heute schon den ersten richtigen Schultag und wuselten herum. Es hat eine Klasse geschafft, an diesem ersten Tag eine Schulbibliotheksrallye mitzumachen. Das ist ein neuer Rekord.

Melde mich wieder, wenn es dazu Zeit gibt. So long 🙂

Anerkennung

Nach dem neuen Hessischen Bildungs-und Erziehungsplan ist die Leseförderung, die wir an unserer Schule anbieten genau im Trend. Die Vernetzung, die sich an unserem Lernort widerspiegelt, ist ein Element im sozialen Prozess zwischen Erwachsenen und Kindern. Wir bieten einen Baustein am gemeinsamen sozialen Prozess im kulturellen Kontext.

Aus dem Flyer für den Hessischen Bildungs-und Erziehungsplanes:

Der Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren

Die Hessische Landesregierung hat sich der Bedeutung der frühen Bildung von Kindern mit ihrer Forderung „Bildung von Anfang an“ im Regierungsprogramm angenommen. Sie hat einen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren erstellt, der seit Beginn des Schuljahres 2008/2009 durch das Hessische Kultusministerium und das Hessische Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit implementiert wird.

Zielsetzung

Jedes Kind in Hessen soll möglichst früh, möglichst optimal und nachhaltig gefördert werden“, dies ist das erklärte Ziel der Hessischen Landesregierung.
Der Bildungs- und Erziehungsplan nimmt die besonders lernintensive Altersspanne von 0 bis 10 Jahren in den Blick und stellt das Kind in den Mittelpunkt aller Überlegungen und nicht mehr die Institution. Die gemeinsame Erarbeitung und Herausgabe eines Bildungs- und Erziehungsplans durch das Hessische Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit und das Hessische Kultusministerium unterstreicht den Institutionen übergreifenden Aspekt.

Konzeptionsgrundlage

Nationale wie internationale Debatten über eine Neubewertung früher Bildung haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, sich verstärkt der kindlichen Entwicklung und Bildung in den ersten zehn Jahren zu widmen.
Unter Berücksichtigung neuester Forschungsergebnisse – aus der Entwicklungspsychologie, den Neurowissenschaften und der Erziehungswissenschaft – ist es Hessen gelungen, als erstes Bundesland einen Bildungs- und Erziehungsplan für die gesamte Altersspanne von 0 bis 10 Jahren zu erstellen und den Elementar- und Primarbereich besser miteinander zu verzahnen.

Entwicklung

Der im Jahr 2005 erstellte Planentwurf wurde in Kooperation mit Bayern vom Bayerischen Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Dr. Dr. Fthenakis, Universität Bozen, erarbeitet und basiert auf dem Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan für die Altersspanne von 3 bis 6 Jahren.
Nach Abschluss einer eineinhalbjährigen Erprobungsphase an rund 370 Modelleinrichtungen des Elementar- und Primarbereichs in Hessen und der wissenschaftlichen Auswertung wurde der überarbeitete Bildungs- und Erziehungsplan im Januar 2008 der Fachpraxis übergeben.

Umsetzung

Ab dem Kindergarten-/Schuljahr 2008/2009 wird der Plan sukzessive in Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und möglichst vielen weiteren Lernorten des Elementar- und Primarbereichs umgesetzt. Die Zusammenarbeit aller an der Bildung und Erziehung der Kinder Beteiligten wird künftig zum festen Bestandteil pädagogischer Arbeit. Nicht zuletzt den Familien als erstem und umfassendem Lernort kommt eine besondere Bedeutung zu. Ein wesentlicher Aspekt ist daher auch die partnerschaftliche Einbindung der Eltern.
Basierend auf den Erkenntnissen der Praxiserprobung haben die beiden Ministerien ein umfassendes Implementierungskonzept zum Bildungs- und Erziehungsplan aufgelegt. Es umfasst- neben der Information und der Bereitstellung verschiedener Materialien – ein langfristig angelegtes Qualifizierungskonzept für alle rund 50.000 Fach, Lehr- und Leitungskräfte des Elementar- und Primarbereiches, einschließlich der Tagespflegepersonen.

Ja, bei uns steht eindeutig das Kind im Mittelpunkt. Ab diesem Schuljahr arbeiten wir 1:1. Ein Kind-Ein Erwachsener.


Schulbibliotheken ins Netz?

Warum sollten sich in Deutschland die Schulbibliotheken ins Netz bewegen?

„Wir Deutsche sind einfach zu konservativ. Das wird hier erst zwanzig, fünfzig Jahre nach den Amerikanern etwas.“

Mein erster Versuch in einem persönlichen Gespräch eine Vernetzung anzuregen, wurde abgelehnt mit der Begründung, dafür absolut keine Zeit zu haben. Personal fehlte an allen Ecken, man wäre jetzt schon überlastet. Ok, dass hört sich doch so an, als wüsste jemand, wie viel Zeit es erfordert, einen Blog zu führen. Ich könnte mir vorstellen, dass nun wieder dafür Ehrenamtliche zu gewinnen wären.

cc by ulba by flickr

cc by ulba by flickr

Mir schwebt eine Informationsaustauschmöglichkeit im Kopf, wenn ich an einen Blog denke. Wir haben ja Tagesteams. Die könnten sich dann interaktiv austauschen und an den Aktionen der anderen teilhaben.Der Blog als Kommunikator.
Für die Fortbildung kann ich mir auch einen Blog gut als Sammelpunkt für interessante Fragestellungen vorstellen. Jeder kann sich mit dem Lesestoff auseinandersetzen, wann er/sie kann. Das könnte die Beteiligung an Fortbildung erhöhen. Und zumindest intern zu einer Diskussion führen. Ob jemand Kommentare schreibt? Das sehe ich hier im Kurs auch eher selten.

Eine Verknüpfung nach außerhalb, zu anderen Schulbibliotheken, ja, darin sehe ich auch einen Sinn. Wir haben auf dem Gelände der Schule eine zweite Schulbibliothek mit einer ganz anderen Ausrichtung. Wir erfahren leider nur über die SchülerInnen, was dort läuft oder besser, was nicht läuft. Das ist für mich unfassbar. Über das Netz wäre ein Austausch möglich? Ergibt gerade die Distanz neue Ansätze für ein „Zusammen“?

Ich ziehe wertvolle Informationen aus dem Netz. Und mich würde es schon interessieren, was andere Schulbibliotheken, besonders die, an denen ich Bekannte habe, so machen. Außerdem ist schnell mal ein Austausch/Schwätzchen/Gruß möglich. Wohin das führen kann, sehen wir in USA. Das gefällt mir schon.

Ich möchte gerne die Frage in die Runde stellen:

Wozu können wir Vernetzung von Schulbibliotheken nutzen?

Gefuchst

Mich fuchste im Artikel der TAZ, dass Herr Füller die Förderung von Analphabeten der Förderung von Kindern gegenüberstellte. Es wird dem Thema nicht gerecht. Und es ist sehr gut, wenn sich an allen zuständigen Stellen weitaus mehr darum gekümmert wird, als es bisher der Fall ist.

2008 konnte ich in Leipzig auf der Buchmesse einem interessanten Podiumsgespräch zuhören, in dem eine Gruppe Wissenschaftler und jemand aus dem Bereich der Jugendarbeit in Dresden, sowie ein Vertreter der IHK in Dresden über ihre Arbeit berichteten. Wie limitiert sie sei, und wie wichtig, denn es gab keine genauen Zahlen darüber, wie viele Analphabeten denn in Sachsen lebten. Mit dieser Studie und den Hilfestellungen für funktionale Analphabeten waren die Sachsen damals Vorreiter. Ich denke, dass sie es immer noch sind. Viel konnte ich aus dem Bericht mitnehmen.

Eines möchte ich erwähnen: Die Jugendlichen, die Lesen und Schreiben in der Schule nicht gelernt haben, werden sich keine erneute Blöße geben. Sie können vorerst nicht erreicht werden und schlagen sich durchs Leben, bis sie selber wieder Kinder haben. Dann haben sie eine erneute Motivation und nehmen an Kursen teil. Bitte, dass ist jetzt viel zu kurz! Doch führt es in dieses Themenfeld ein. Hier sehen wir auch die Verbindung zu den Kindern wieder. Diesen Menschen müssen Kurse angeboten werden, die Ihnen gerecht werden und zum entsprechenden Zeitpunkt. Es wirkt dann direkt auf deren Kinder weiter.

Wir haben auf der Suche nach Literatur für unsere SchülerInnen auf der Frankfurter Buchmesse gesucht. Dabei stolperten wir über die Hefte: „Ein Kreuz mit der Schrift“ aus dem Klettverlag, herausgegeben zusammen mit F.A.N.

Neben einem engagierten Gespräch mit den Autoren dieser Hefte, ehemalige Analphabeten, haben wir für einige unserer Schüler genau das Richtige gefunden.

Sebastiaos Geschichte aus dem Klettverlag

Klettverlag

Großschrift

Sätze, die immer wieder vorne anfangen. (Da können die Augen sich nicht so leicht verirren.)

Kurze Sätze

Sätze mit einer Sprache, die aus der Welt der SchülerInnen ist.

Themen, die aus deren Interessenfeld kommen. (Fussball, Jobs, Kinder, nicht lesen zu können)

…………..

Das kann doch jeder- aus dem Klettverlag

Klettverlag

Es ist keine hohe Literatur. Doch lesen wir ein Buch ganz fertig. (Motivation)

Die SchülerInnen leihen sie sich aus und wollen wissen, wie es weiter geht.

Diese Bücher machen keine  Angst vor dem Lesen.

Ein Zitat:

Oh, so schreibt man „Manager“! (ABC ole´)

Ein anderes:

Ja, so geht es meiner Mutter auch. ( Das kann doch jeder.)

Sollten Sie auf den Buchmessen diese Menschen stehen sehen, schauen Sie sich deren Hefte an. Das große Heft über Politik in Deutschland, in dem alle aktuellen Begriffe erklärt werden, lässt sich wunderbar für die Arbeit in Schulen verwenden.

Politik in Deutschland aus dem Klettverlag

Klettverlag

Sosu

Während der „Tigerprinz“ und „Han Gan“ unsere Starter in der Leseförderung sind, folgt zum Beispiel Sosu von Meshak Asare mit etwas mehr Text.

Sosu erfüllt so viele Ansprüche an ein Buch, dass ich es gerne hier vorstelle.

Nur mit einem bin ich nicht einverstanden! Das ist der deutsche Titel. Er ist so schrecklich pädagogisch, dass er bestimmt mögliche begeisterte Leser abschreckt.010.177.529

Wir blieben aber dabei und sind jedesmal von der Vielfältigkeit dieses Buches überzeugt. Sosu lebt in Afrika an der Küste. Mit der ersten Seite arbeiten wir uns in die Lebensbedingungen der Dorfbewohner ein und denken ganz zwangsläufig, dass das alles lange her sein muss. Ein Dorf lebt vom Fischfang, vom Gemüseanbau und den Produkten aus der Lagune, die sie auf dem Markt verkaufen.

In diesem Dorf lebt Sosu. Er kann nicht laufen. Ob es Kinderlähmung war? Wir werden es nicht erfahren. Was wir erfahren, ist die Ablehnung, die der Junge aus dem Dorf heraus erfährt. Zum einen ist es Aberglaube. Darüber können wir fast unendlich mit den SchülerInnen reden. Alle wissen nach einem kurzen Tipp, was das wohl sein kann. Und dass der Aberglaube aus Angst entsteht.

Da in unserer Schule Rollifahrer unterwegs sind, gibt es einen Bezug zum Alltag. In einigen Klassen wird im Unterricht ein Projekt durchgeführt, in dem die, die laufen können auch einen Rolli bekommen und dann im Einkaufszentrum (angeblich dem größten Deutschlands) etwas einkaufen müssen. Hinterher wissen alle, wie ein Rolli umfällt, was man besser nicht macht und wie schwer es ist, damit den Alltag zu bewältigen. Schon allein dadurch, dass die Barrierefreiheit eben nicht besteht. Zusätzliche und unnötige Anforderungen durch Gedankenlosigkeit entstehen.

Sosu sitzt Tag für Tag vor der Hütte. Nur Mittags, wenn seine Geschwister aus der Schule kommen, bereitet er das Essen für sie alle und er lernt, was er kann mit.51XJ82GQ8FL._SS500_

Ich erzähle nun nicht, wie es weitergeht. Doch im letzten Bild kommen die Kameramänner und die Journalisten in das Dorf, um ihn bei seiner Ehrung zu filmen. Er bekommt einen Rolli und die Strasse zur Hütte wird planiert, damit er zur Schule „gehen“ kann. Sie haben alle etwas begriffen. Auch Sosu! Dass ein Junge auch ohne Beine ein wichtiger Mensch für alle ist.

Das allein reichte schon aus, um es mit den Kindern zu lesen. Es kommen Begriffe vor, über die wir uns verständigen müssen. Wir tauschen uns über die Werte aus, die die Charaktere zu ihrem Handeln bringen. Wir erleben einen Hauch andere Sprache, den die Übersetzung erhalten konnte und sind am Ende gleichzeitig in Afrika und hier.

Der Text, der hier schon mal über eine halbe Seite hinaus gehen kann, ist begleitet von Bildern, die eine Menge erklären. Und so steht die Bildbeschreibung wieder an erster Stelle. Es ist kein Buch, das schwer zu lesen ist. Doch für unsere Menschlein hart genug.

Sosu hat eine Menge Auszeichnungen bekommen. Ich finde zu Recht!


Der Tigerprinz

Ja, das Buch ist nicht unbekannt. Wie ich es heute vorstellen möchte, bestimmt schon.

Bekommen wir aus den fünften Klassen unsere Leseförderkinder, dann muss es einen Einstieg geben. Die Kinder sind in der Regel nicht glücklich, denn sie sind ja wegen eines Mankos da. Und, sie sollen auch noch vorlesen. Brrrr. Wer mag das schon. Nun ist es unklug, fremde Texte vorlesen zu lassen. Geübt sollten sie sein. Das geht nun nicht in dieser Situation.

Wir lösen dies so auf, in dem wir mit einem Bilderbuch beginnen. „Der Tigerprinz“ und ebenso „Han Gan“ und „Junger Adler“ werden zwar für ein Alter ab fünf angegeben, doch das ist Unsinn. Diese Bücher sind gerade für Größere bestens geeignet, denn  die Bilder, die auf Seide gemalt sind, sind sehr intensiv. Alle drei Bücher sind gegen den Krieg gerichtet, gegen Unterdrückung und sie machen den Kummer, der dadurch entsteht fühlbar.                         tigerpr-ai

Nach einer Einführung in die Leseförderung und einem Gespräch, auf das ich jetzt nicht eingehe, starten wir mit einem dieser Bilderbücher aus dem Moritzverlag. In einer kleinen Gruppe mit vielleicht drei/vier SchülerInnen sitzen wir zusammen und bestaunen den Buchumschlag. Dann erzählen die Kinder, was sie sehen. Damit haben wir sie schon einmal bei uns und der Geschichte. Für das weitere Vorgehen werden die Kinder eingeteilt. Der/die Erste beschreibt das Bild, die/der Zweite liest den wenigen Text und der/die Dritte fasst zusammen. Das geht reihum, so dass alle mal mit lesen, mal mit beschreiben oder zusammenfassen dran kommen. Schon bei der Bildbeschreibung, die einigen Kindern extrem schwer fällt, wird die Frage ausgelöst, ob denn auch das nun so kommt, wie es das bildbeschreibende Kind vorgeschlagen hat. Und die Frage ist gut, denn was wir da alles zu hören bekommen ist genial-nur oft nicht das, was uns weiterhilft. Dadurch wird es wichtig, den Text zu lesen. Und meist ist das Schlimmste damit schon überstanden. Da es wenige Worte gibt, haben fast alle den Mut es zu probieren. Das dritte Kind erzählt nun, was wirklich auf diesen angeschauten und gelesenen Seiten vorgekommen ist. Die nächste Seite wird auf…….

Während der Bildbeschreibung forschen wir nach dem Wortschatz, den eingesetzten Adjektiven, Sprachfehlern oder Sehproblemen. Das Lesen des kurzen Textes kann schon etwas aussagen, doch bekommen die Kinder das noch recht gut hin. Sicher erkennen wir schon die typischen Dreher mit ei und ie, b-d……..Das dritte Kind zeigt, ob es zugehört hat, eigene Worte finden kann und hilft dem, der gerade gelesen hat durch seine Zusammenfassung. Denn das ist ja so anstrengend und aufregend, dass man ja gar nicht sicher weiß, was man da gelesen hat. So arbeiten wir uns durch das Buch und die Erzählung hindurch. Am Ende können wir die Kinder nach ihrem Leistungsvermögen  einteilen und aufteilen und wir wissen etwas über die Struktur zwischen ihnen.

Wie es dann weitergeht, schreibe ich ein anderes Mal.

Hier kommen nun noch ein paar Links. Zum Einen ein Link zum Buch im Moritzverlag. Leider ist es uns nie geglückt mehr als ein paar nette Worte mit dem Moritzverlag zu wechseln. Auf der Buchmesse habe ich nicht nur einmal versucht, von unserer Arbeit etwas mitzuteilen. Es interessiert niemanden. Für uns sind der Tigerprinz, Han Gan und junger Adler wichtige Bücher. Unsere Starter. Das neueste Buch aus dieser Reihe gefällt mir nicht mehr.

Dann kommt noch eine Rezension aus der Lesebar in Köln, die mal etwas anders gehalten ist als das Übliche.

Und zum Schluss habe ich einen Vorschlag aus dem Netz mitgebracht, wie in einer Klasse damit gearbeitet werden kann. Versteht mich jetzt nicht falsch. In diesem Vorschlag wird gezeigt, wie man pädagogisch sinnvoll mit dem Buch umgehen kann. Wir erleben es jedesmal mit unseren Kindern. Klar, wir machen eine andere Arbeit.