Durch einen Zufall landete ich in diesem Film von Clint Eastwood. Eigentlich wollte ich es noch einmal im Städel versuchen und „Botticelli“ ansehen. Im Regen standen die Leute auf der Straße, abends um 19 Uhr. Nee, dann nicht. Am Ende hole mir noch eine Bildungserkältung!
Clint Eastwood hat einen Film über Nelson Mandela gedreht, der wirklich Unterhaltung und Anspruch verbindet. Nelson Mandela kommt aus der 30 jährigen Haft und es gibt Wahlen, an denen alle teilnehmen dürfen. 43 Millionen wählten zum ersten Mal in der Geschichte zusammen. Klar, dass die Machthaber=Unterdrücker=Weißen den Untergang vorhersahen. Die Vorahnung dafür lag in ihrem eigenen Verhalten und in den Ereignissen in anderen afrikanischen Staaten begründet. Und auch bei uns zu Hause wurde damals das Schlimmste erwartet.
Wie sollte der Hass überwunden werden? Mandela hatte sich die Versöhnung als einzig wirksame Maxime überlegt. Und er hat sie gelebt. Denn nicht jeder konnte den Schmerz vergessen oder drüberstehen. Und Eastwood zeigt nun gerade an den härtesten Männern des Landes, die mehr Testosteron in sich haben als andere, wie das lief. Das ist supergut. Wir haben neben Mandela noch seinen Security-Dienst und die Rugby-Mannschaft im Blick. Dabei sollte ich sagen, das es ein Männerfilm ist. Das passt wirklich gut. Frauen kommen natürlich vor. Sie haben bestimmte wertvolle Rollen, die sie überzeugend ausfüllen und doch bleiben sie am Rand. Es gibt wunderbare Einblicke in verschiedene Gruppen von Menschen und dort wird auf Kinder fokussiert. Süß!!! Und ganz klasse, um das Staunen über die Vorgänge zu vermitteln. Schwarz und Weiß finden zusammen. Vorsichtig, in Spannung und während der WM dann ganz unmittelbar.
Die Stimmung erinnerte mich an unsere Fußball-WM. Dadurch wurde dieser Prozess aus dem Märchenhaften ins Mögliche gezogen. Und es hat ja auch geklappt in SA. Es ist ein Wunder und es ist Mandela zu verdanken.
Die Rugby-Mannschaft ist, wie unsere Fußballer auch, gar nicht so gut. Und erst die Entwicklung weg von einer Apartheit-Truppe hin zu einer Nationalmannschaft verhilft ihnen zu einer inneren Haltung. Sie besuchen die Insel auf der Mandela in einem 1,5 qm Raum 30 Jahre saß. Und der war durch Gestänge offen. Das muss gezogen haben! Kein Bett. Decken auf dem Beton. Draußen Steineklopfen.
Mandelas Zelle by richiesoft by flickr
Sie fahren in die Townships und spielen mit den Jungs. Einige der Spieler waren da noch nie zuvor. Und über die Zeit passiert dann was in deren Köpfen.
Ganz beeindruckend ist die Aufnahmetechnik während der Spiele. Es wird auf Höhe der Spieler gedreht und mitten unter ihnen. Nun weiß ich, was Rugby ist. Hart!
Hart ist auch der Sicherheitsdienst. Ihr Job bedeutet ja, das Schlimmste vorherzusehen und vorbereitet zu sein. Da kann keiner nicht aggressiv sein. Schlafen, im Sinne von träumen geht nicht. Und genau da müssen ohne Vorlaufzeit Schwarze und Weiße zusammenarbeiten. Knirsch!!!!! Sie schaffen das und es stellt sich heraus, dass sie sich viel ähnlicher sind, als sie vorher annahmen. Achtung und Verständnis entstehen gerade so viel, dass eine verlässliche Zusammenarbeit garantiert werden kann. Irgendwann üben sie zusammen Werfen. Das ist nicht unglaubwürdig. Männer und Bälle- da geht immer was.
Nach dem Film erinnerte ich mich an ein Erlebnis in Paris. Dort war ich für zwei Monate. In dieser Zeit war Mandela einmal dort. Ich wollte ihn sehen. Und so fuhr ich mit der Metro so weit heran, wie es ging. Dann musste ich durch Scharen von Polizisten zum Ort, wo Mandela aus dem Auto aussteigen sollte. Und ich sah ihn!!! Ohne Zweifel.
Erschreckend war für mich das Aussehen der Polizisten. Ganz schwarz gekleidet und gefährlich ausgerüstet. Nichts mit „Mein Freund und Helfer“, wie es bei uns hieß. Heute hat unsere Polizei nachgezogen. Darüber ein andermal.
Mandela hat mir viel bedeutet und er ist für mich nach wie vor ein Beweis, dass es gehen kann. Egal was vorher war, wir können aufeinander zu gehen.
by Festival Karsh Ottawa by flickr
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