Archive for the ‘Frankfurt’ Category

Unbekanntes Terrain

Kurzfristig kam die überraschende Nachricht, ab Juli bekomme ich kein Arbeitslosengeld mehr. Das hat mich zwar aktiviert alles zu regeln, was getan werden musste und auch gelähmt. Mein Rücken machte nicht mehr mit und ich konnte nur wenige Schritte am Stück gehen. Sozusagen: Nichts geht mehr

Was macht das mit mir? Zum ersten Mal überhaupt kein Einkommen mehr zu haben. Nur vom für das Alter Ersparte zu leben, was dann nicht mehr da sein wird? Ich nehme mir Zeit. Weil ich nicht voranstürmen kann mit den Schmerzen und weil ich nicht weiß wohin.

Neben der riesigen Freude die eingrenzenden und abwertenden sehr stressigen Erlebnisse mit den Behörden und ehemaligen Chefs hinter mir zu haben, kommt so etwas wie Freude über eine bisher nur erdachte Freiheit auf. Sie hat eine enorme Kraft. Und so sind da zwar Schmerzen, doch eben als nur ein Teil.

Was heißt den Freiheit oder Unabhängigkeit für mich? Ab wann bin ich denn unabhängig? Diese Fragen paaren sich mit der Frage, was mache ich nun die verbleibende Lebenszeit? Was soll und kann und will ich denn noch umsetzen?

Alles Gedankenspiele, die mir zeigen, dass ich die Situation verstandesmäßig auseinandernehme und noch gar nicht richtig angekommen bin.

Und so nehme ich mir Zeit. Zeit um runterzukommen. Zeit um neues zu entwickeln. Zeit um neue Grenzen auszutesten.

Als ich nach dem ersten Beruf mit einem Studium anfing, hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis. Ich war mir meiner selbst nicht mehr sicher. War ich vorher fest angestellt und in einem klaren Rahmen, verschwand dieser während der Studienzeit. In Stuttgart sind Studentinnen zu der Zeit nicht wichtiges. Wir hatten überhaupt keine gesellschaftliche Stellung. Es gab kein Schild: „Universitätsstadt“ Ich wurde auf mich selber zurückgeworfen und kam in eine tiefe Krise. Die musste ich für den Abschluss unterbrechen, sonst hätte es den nicht gegeben.

Von damals also kenne ich diese gummiartige Blase, die keinen Halt im Außen gibt. Sie ist beängstigend und das soll sie wohl auch sein, denn es geht in meinem Leben um die Bewältigung von Angst. Da sind Existenzängste natürlich ein großer Anteil. Die werden nun ganz stark ausgelöst durch den Wegfall von jeglichem Einkommen. Künstler werden das gut verstehen können. Seit den Coronaauflagen stehen sie vor dem Abgrund.

Heute kann ich in Worte fassen, dass es was mit mir macht, wenn ich sozusagen nur mit mir den Tag verbringe. Für andere ist das ziemlich uninteressant. Was mich an die Eltern erinnert, die auch keine eigenen Erlebnisse mehr in die Gespräche einbringen können, weil sie keine hatten, die im Außen zählen.

Ich stelle mich dem. Mal sehen, ob ich woanders herauskomme als es ihnen gelang. Oder, ob ich sie anders schätzen lerne.

Vero samt Katzis fragte mich, ob ich was dazu aufschreiben werde. Ein guter Anschub. Dadurch sortiert sich womöglich was. Danke! Ein Satz muss jetzt noch kommen. Ich weiß tief in mir, dass wir das #BGE bekommen und ich nur durchhalten muss. Es geht also nun wirklich um die Gestaltung meines Lebens durch mich selber. Das Wort „pur“ fällt mir ein. Alle Schnörkel und Zusätze entfallen.

Ende und Anfang

 

Jetzt dachte ich, das Schlimmste ist vorüber…

Nun beginnt schon eine neue Krise.

Doch, wie so oft, helfen Krisen voranzukommen.

Mir wird gekündigt, bzw. wird es versucht.

Auch hier muss ich festhalten, dass es nicht die gute Arbeit war, die den Anlass gegeben hat, sondern persönliche Animositäten. Selbst die gute Arbeit konnte nicht verhindern, dass man mich lieber loswerden möchte. Jede, die Bossing schon erlebt hat, weiß jetzt was ich sagen möchte. Eine schwierige Zeit trotz allem gut zu arbeiten, ist nun endgültig abgeschlossen. Den Rest muss ich mit dem geduldigen Papier und müssen die Rechtsgelehrten klären.

Ab sofort kann ich wieder etwas neues suchen und finden.

Auch das wird ein spannender Prozess.

Es waren sehr intensive Jahre, die ein enormes Wachstum ermöglichten und eine schier endlose Reihe von Versuchen, doch noch irgendwie den Weg zwischen Anspruch und Realität zu gehen.

Wir haben viele Stunden verbracht die Lage doch noch so hinzubekommen, dass ein Weitermachen möglich ist. Oder zu überlegen, wie man die Lage einschätzen kann. Ich habe versucht, die Dinge nicht nur allein mit mir auszumachen im stillen Kämmerlein, sondern versucht offen damit umzugehen. Das gibt dann die Chance mehr Möglichkeiten zu finden und die Perspektive zu wechseln, wenn ich mich verrennen wollte.

Von daher weiß ich, dass alles getan ist.

Enorm intensiv war die innere Arbeit an alten Traumata. Da gab es vieles anzuschauen und so bin ich dafür dankbar. Da gibt es von meiner Seite nach wie vor keinerlei Hass oder Ablehnung. Jeder hat sein eigenes Kreuz zu tragen.

Dieses Jahr ist auch für andere sehr anstrengend. Daher reihe ich mich einfach ein und danke, dass ich diesem Furchtbaren entrinnen konnte.

Nun gilt es, das Vertrauen in mich und mein Leben zu vertiefen, die Ängste umzuwandeln und einfach meinen Weg weiterzugehen.

 

Was geht

Manchmal denke ich, dass kann eine Frau alleine nicht schaffen. Es geht nicht.
Und dann sind da Tage wie heute, wo ein Blick auf das Geschaffte möglich wird und ich nur staunen kann.
Das Dach ist neu gedeckt, die Heizung ist das Ökologischste, was mit Erdgas geht und nun kommt der Speicher für den Strom. Irgendwann kommen Fenster und Tür und der Rest der Photovoltaikanlage und die Fassade als letzter Schritt. Was waren das alles für zu erlernende Inhalte und Entscheidungen! Dazu ein schier unendlicher Frust über die unsinnigen Vorgaben der Stadt und bei Förderungen durch die KFW.
Dazu hat sich die Filiale, in der ich arbeite zu einer der größten entwickelt. Eigentlich mehr als genug nie wieder zu zweifeln.
Zumindest heut mal nicht!

😇

Den Erfolg los und richtig gut

“ Führung im Wandel“ hieß das Thema des heutigen Alumnitreffen von Common Purpose in Frankfurt. Und ich am Rande wurde ich gefragt, wie es mir denn jetzt ginge und ob ich Erfolg hätte. Durchaus ein Thema beim Treffen von Führungspersönlichkeiten.

Von der wunderbaren multikulturellen Situation konnte ich berichten, die ich belebend finde. Sowohl die SchülerInnen, wie die LehrerInnen, wie auch die Eltern sind ein unglaublicher Mix aus der ganzen Welt.

Und natürlich kann ein Lehrer, der erst vor sieben Jahren aus Schweden hierher kam und jetzt studiert mehr wissen davon, wie man eine Sprache erlernt und das besser unterrichten. Er ist übrigens kein Schwede, sondern ein türkischer Mitmensch.

Oder unsere LehrerInnen, von denen ein Teil Kopftuch trägt und die so den Mädchen mit Kopftuch zeigen, dass man sich das auch in Deutschland erarbeiten kann. Nebenbei übersetzen sie die Sprachen der Eltern, die ich nicht verstehen kann. Oder eben sie unterrichten die jungen Frauen ohne Kopftuch und die Jungs, die eher unsicher waren, was Frauen mit Kopftuch so denken und ob die was können.

So kommen wir in unserem Mix voran und geben den SchülerInnen Halt und Begleitung, die aus unserem Schulsystem heraus zu fallen drohen.

Wenn ich aber nach dem Erfolg gefragt werde, den unsere kleine Gemeinschaft in diesem Institut hat, dann kann ich nur sagen: Erfolg haben wir nicht – den sind wir los. Und vielleicht zum Glück.

Es kommen die SchülerInnen, die in der Schule keinen Erfolg haben. Es kommen Eltern., die es den Kindern nicht beibringen können. Die LehrerInnen wären nicht hier, hätten sie einen besser bezahlten Job und auch ich wäre dann nicht hier.

So sind wir ein Mix der Erfolglosen. Und vielleicht kann gerade da so eine Offenheit für einander entstehen.

Wir haben nichts zu verteidigen, verdienen gleich wenig. Wir haben nur uns.

Und das klappt richtig gut. Wir mögen uns in unserer Unterschiedlichkeit. Es wird echt schwierig was auf den Tisch zustellen, als Snack für die kurze Pause, während des Kopierens von weiteren Arbeitsmaterialien. Doch kriegen wir das jedes Jahr wieder hin.

Akzeptanz für wenige Stunden. Doch sie wirkt so viel länger. Es mag der Schlüssel sein, der zum sich Öffnen der SchülerInnen führt. Es wird gelernt, was in der Schule nicht gehen will. Und auch die LehrerInnen lernen im Miteinander voneinander. Und ich erst recht.

Herz, was willste mehr!

 

Was nehme ich noch aus dem Seminar heute mit:

Kernkompetenzen guter Führung kann man noch nicht nennen (Dr. Hariolf Wenzler)

Deutsche sind mißtrauisch und können alles besser, was Führung verhindert

Ein Sog hin zu neuen Ideen und Methoden hilft eher, als 20x Wiederholung oder Anordnung einer Veränderung -Projekt mit neuer Methodik einführen und Leute sich hinentwickeln lassen-

Agilität führt unter dem Kosteneinsparungsaspekt organisiert zu nichts gutem

Verhalten Sie sich im beruflichen Kontext so, als wären Sie 35. (bleib offen und zeig was du kannst)

 

 

 

Urlaub um hinzusehen

Ich wünsche Dir Ruhe auf dem kleinen Spaziergang

IMG_9388 Wiese-stehengeblieben für all die, die einen kurzen Rasen nicht vertragen.[/caption]

IMG_9389 Die Damen tragen ihr köstliches Superfood in aller Fülle.[/caption]

IMG_9390

IMG_9394 Dieser Birnbaum trägt auch japanisches Gemüse.[/caption]

IMG_9395

IMG_9398 Überall öffnen sich Räume.[/caption]

IMG_9404 Dieses Jahr auch hier am Holz. Sie tun andern nichts. Nur selber fressen sie sich manchmal.[/caption]

IMG_9405IMG_9408

IMG_9411 Diese Flucht im Senkrechtstart war überraschend.[/caption]

IMG_9412 Fülle, Überlebenskampf, Vielfalt. Was wird bestehen? Lungenkraut, Wein, Eibe, Fingerkraut, Efeu?[/caption]

 

IMG_9414 Vorsorge[/caption]

IMG_9417IMG_9418

IMG_9420 Die stinkende Nießwurz-ach ja Zwerg Nase. Damit hat er sich zurückverwandelt.[/caption]

IMG_9426

IMG_9431 Frucht der Magnolie. Sie wird später knallrot.[/caption]

IMG_9437 Auch bei Pflanzen ist der Anfang oft ruppig.[/caption]

IMG_9438

IMG_9440

IMG_9444

Comerzbankentlassungen 2016 oder arbeitlos?

Commerzbank-Entlassungen:
„Treffen wird es dem Vernehmen nach in erster Linie das Back Office in Deutschland, wo noch viele ältere Beschäftigte arbeiten.“

Was mich fragen lässt: Denkst du, dass sie selber Schuld sind an ihrer Arbeitslosigkeit?

Im Text steht, die Ursache wäre die Niedrigzinspolitik der EZB.
In den letzten Monaten habe ich versucht Arbeit zu finden. Sozialversicherungspflichtige Arbeit. Nicht mehr nur ehrenamtlich für die Stadt Frankfurt unterwegs zu sein, sondern bezahlt.
Meine Bitten um Hilfe, meine Versuche von jemandem unterstützt zu werden, der/ die Kontakte zu einem Arbeitsgeber hat sind umsonst gewesen. Ich habe sogar erlebt, dass man mir nicht zugetraut hat, arbeiten zu gehen.
Jetzt werden tausende Commerzbanker arbeitslos.

Ich wünsche ihnen, dass sie mehr Hilfe bekommen und das Wort Solidarität nicht nur eine Geschichtshülse ist.

Wenn es dich trifft, dann komm ruhig zu mir oder ruf mich an. Ich höre zu und werde meine Erfahrungen mit der erfolgreichen Suche weitergeben, wenn du das brauchst. Und mit dir suchen. Ich glaube nicht, dass du unfähig bist.
Eine Scheißgesellschaft ist das für angeblich Erfolglose!

Auch die religiösen Organisationen schließe ich mit ein.

Und alle, die da mitgemacht haben mögen ihr Verhalten doch noch einmal bedenken. Sie hätten sich wenigstens zurück melden können oder oder oder…mitschauen, mittragen, mitteilen.

Mit mir hat dieser Prozess etwas gemacht, leider.

Ich habe es geschafft ohne euch/dich. Doch die Zeit hätte nicht so hart werden müssen.

Nun trifft es tausende andere. Vielleicht ist da jemand, der dann deine Hilfe braucht. Hilf einfach ohne Vorbehalte und Vorurteile.

http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Tausende-Stellen-betroffen-Commerzbank-steht-offenbar-vor-massivem-Stellenabbau-5098879

Ungewöhnliche Worte für einen OB

Zur Feierstunde von Unicef Frankfurt gab es einen Empfang im Kaisersaal.

Trotz der Neuwahl des Magistrats kamen die Vertreter der Stadt und auch der OB wartete mit vollem Ordinariat mit einem Grußwort auf.

Natürlich ging es auch um Unicef und die Gruppe, die es seit 50 Jahren in dieser Stadt gibt und die jedes Jahr ca. 2,5 Mio. an Spendengeldern an die Ärmsten der Armen überweisen kann.

Doch das Ungewöhnliche ist, was der OB über sich sagte und die Lebenssituation der Kinder in dieser Stadt.

Zuerst betont er, dass dieser festlichste aller Säle im Haus, der Kaisersaal ganz natürlich für die Menschen dieser Stadt offen steht und es gut ist, hier heute zu diesem Festakt zusammen zu kommen. Das hätte die CDU so nicht gesagt.

Und nun  kommt er auf die Lage der Kinder hier in der Stadt zu sprechen. Jedes 5. Kind lebt offiziell in Armut. „Diese Stadt ist zu reich für arme Kinder!“

Auch wenn sie natürlich viel mehr haben als die Armen in den ärmsten Ländern, ist doch die Struktur nicht gegeben, dass allen Kindern geholfen wird. Dabei betont er als Ausschnitt die Schulsituation. Dort können die Kinder von den Eltern, den Freunden, der Familie und der Sozialarbeit Hilfe bekommen, aber sie ist nicht für alle da.

Und jetzt das Besondere:

Ihm selber wurde geholfen und dadurch konnte er seinen Weg so gehen, wie er ihn gegangen ist.

Das zuzugeben finde ich für einen OB ungewöhnlich und mutig.

Ich höre schon das Tuscheln, sehe abfällige Grinsen derjenigen, die an allem immer genug hatten. Nicht alle sehen auf die zu kurz Gekommenen hinab, doch in der Politik scheint es einige zu geben. Ich erlebe es so.

Er bringt dann noch ein Beispiel für negative Entwicklungen derzeit in Pakistan, wo die Unterdrückung der Lebensfreude und vor allem der Mädchen nie schon immer so war. Und deswegen auch nicht als „gegebene Kultur“ hingenommen werden darf.

Es folgten dann die weiteren Punkte, wie sie auf dem Programmzettel stehen. Erwähnen möchte ich das gemeinsame Singen von Imagine unterlegt mit Videos von Menschen aus aller Welt. Wir sangen in der Weltgemeinschaft. Sehr berührend.

Ich war froh, dabei gewesen zu sein.

 

 

IMG_9179

Cannabis als Medizin

Gestern war der spannende Vortrag von Dr. Grotenhermen zum Thema Cannabis als Medikament mit über 120 TeilnehmerInnen in Frankfurt am Main.
Hier seine Webseite: http://dr-grotenhermen.de/carous/cannabis-und-cannabinoide/

Alle, auch unsere Dezernentin Frau Heilig lernte viel dazu.
Es gibt so viele Erkrankungen, in denen die Einnahme wohltuend bei der Schmerz-und Entzündungsreduzierung helfen kann. Wir waren erstaunt. Arthrose zählt dazu.

Da Cannabis so viel zu bieten hat, ist es auch schwer Studien anzufertigen, die über die vielen Einsatzgebiete aussagekräftig sind, denn da müsste man sehr sehr viel Geld investieren.

2016 wird ein erster Referentenentwurf in der Regierung diskutiert, der Verbesserungen bei der Verschreibung bieten könnte, wenn er denn so durchkäme. Dann dürfte der Arzt es ohne lange Beantragung verschreiben. Die meisten Patienten, gerade in der Palliativstation haben gar keine Zeit für diesen Quatsch, der zur Zeit 4 Monate dauert. Zudem dürften mehr Menschen es nutzen. Die Bezahlung bleibt bis auf Sativex erst einmal dem Patienten überlassen, was in der Regel nicht finanzierbar ist. Doch, so waren sich alle sicher, wird sich das ändern. Kanada und Israel schreiten seit Jahren voran mit gutem Erfolg. Und Opiate sind auch nicht billig und haben mehr Nebenwirkungen.

Selbst der Anbau in Deutschland soll organisiert werden, da bisher aus Holland und hoffentlich bald auch aus Kanada importiert wird. Es gibt große Engpässe.

Ein Schritt nach vorn könnte es werden.

Dr. Michael Schmidt aus der Beratungsprechstunde der Stadt Frankfurt ist Arzt in Bad Homburg und kann Cannabis verschreiben. https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=3003&_ffmpar%5B_id_inhalt%5D=29408358

SPD-Hessen pack ein

Aktuell vom 30.3.15 Eine Stellungnahme der Schülergruppe, die bei Blockupy dabei waren.

Was für ein wunderbarer offener Brief: Der Verleger Klaus Philipp Mertens wendet sich in einem offenen Brief an den Vorsitzenden der hessischen SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel. Er tut mir so gut, weil nun jemand wunderbar ausformuliert, was ich seit Tagen denke.

(Offener Brief an Thorsten Schäfer-Gümbel Blockupy Frankfurt Der Verleger Klaus Philipp Mertens wendet sich in einem offenen Brief an den Vorsitzenden der hessischen SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel.
Ein Nutzerbeitrag von bertamberg Von: Mertens & Medien_T-online [mailto:Mertens_und_Medien@t-online.de] Gesendet: Mittwoch, 25. März 2015 18:24 An: Schäfer-Gümbel, Thorsten – Fraktionsvorsitzender (HLT) Betreff: Ihre Äußerungen über Herrn Dr. Ulrich Wilken Klaus Philipp Mertens, Verleger Frankfurt a.M., den 25.03.2015

Offener Brief an Herrn Thorsten Schäfer-Gümbel Vorsitzender der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag Schlossplatz 1 – 3 65183 Wiesbaden per-Mail: t.schaefer-guembel@ltg.hessen.de)

Ihre Äußerungen über Herrn Dr. Ulrich Wilken (Die Linke) in Verbindung mit den Ausschreitungen am Rande der Blockupy-Demonstration am 18. März 2015 in Frankfurt a.M.

Sehr geehrter Herr Schäfer-Gümbel, mit Ihren Äußerungen über Ulrich Wilken, den ich persönlich nicht kenne und dessen Partei ich nicht angehöre, haben Sie mir und vielen anderen Wählern der SPD, aber auch manchen Parteimitgliedern (z.B. meiner Ehefrau), signalisiert, dass Sie auf unsere Stimmen und unsere Unterstützung keinen Wert mehr legen.

Deswegen distanziere ich mich von Ihnen aus diesen Gründen: 1. Sie behaupten in demagogischer Weise, dass die Blockupy-Organisatoren und namentlich Ulrich Wilken die gewaltsamen Ausschreitungen am Vormittag des 18. März hätten verhindern können, obwohl die Demonstration erst für den Nachmittag und obendrein an anderer Stelle, auf dem Römerberg, angemeldet war. Tatsächlich befanden sich am Vormittag etwa vierzig Blockupy-Sympathisanten, zumeist Studierende der Johann Wolfgang Goethe-Universität, einige davon Juso-Mitglieder, zufällig im Bereich der Flößerbrücke und wurden Augenzeugen der Krawalle. Ihre Bemühungen, schlichtend einzugreifen, blieben erfolglos. Letzteres misslang auch aus sprachlichen Gründen, denn anscheinend handelte es sich bei den Randalierern überwiegend um eine Gruppe von mindestens Zweihundert Italienern. Da Sie mit Ihrer Rundum-Attacke auch diesen um eine friedliche Lösung bemühten jungen Menschen Komplizenschaft mit Chaoten vorwerfen, begründen Sie eine neue Dolchstoßlegende und gefährden den inneren Frieden der Bundesrepublik Deutschland. Wer so etwas tut, platziert sich abseits des demokratischen Sektors und darf nicht mehr auf die Stimmen von Demokraten hoffen.

2. Sie missachten mit Ihren Vorwürfen gegen Ulrich Wilken Artikel 8 des Grundgesetzes sowie die Bestimmungen des Versammlungsgesetzes, da Sie eine noch weitergehende, aber praktisch nicht durchführbare Verantwortung jener behaupten, die Demonstrationen organisieren und sie entsprechend den Vorschriften anmelden. Ihrer Forderung fehlt jedoch jegliche rechtliche Grundlage. Angemeldet war für den Nachmittag eine Demonstration auf dem Römerberg, die in einem Marsch zum Platz vor der Alten Oper ihr Ende finden sollte. Den Organisatoren einschließlich Herrn Wilken kann nicht nachgewiesen werden, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten nicht auf das Verbot aktiver und passiver Bewaffnung, das der Vermummung und das der Verletzung fremden Eigentums ausdrücklich hingewiesen hätten. Dass sie ihren Verpflichtungen nachgekommen waren, lässt sich allein dadurch beweisen, dass die angemeldete Versammlung gewaltfrei und weitestgehend störungsfrei verlief. Gewaltfrei verlief auch eine Demonstration des DGB am Mittag unmittelbar vor der Sperrzone um die EZB. Diese Demonstranten hatten, meinen Gewährsleuten zufolge, zu Beginn partiell Kontakt mit Randalierern; ihnen gelang aber auch nicht, was den Studierenden am Morgen und was den seit der Nacht bereitstehenden Polizisten schon nicht gelungen war. Deswegen verzerren Sie in übelster Weise die tatsächlichen Vorgänge und lasten die Verfehlungen einer Minderheit den Blockupy-Organisatoren, vorrangig Herrn Wilken, an; mutmaßlich, weil letzterer nicht in Ihr politisches Weltbild passt.
Ihre Forderung nach Distanzierung, auch dann, wenn eine solche wegen der Faktenlage unmöglich ist, erscheint mir wie die Haltung des Pilatus, der seine Hände in Unschuld wäscht, obwohl ihm die Zusammenhänge klar sind, klar sein müssen.

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, vom NS-Staat ermordet, sprach in seiner hinterlassenen Schrift „Nachfolge“ von der billigen Gnade als dem Todfeind der Menschheit (und der Kirche) und meinte damit die Gnade, die wir mit uns selbst haben, vor allem mit unserer Selbstgerechtigkeit, mit der wir uns allzu leichtfertig zum Richter über andere machen. Im konkreten Fall (also von EZB und Griechenland-Krise) hätte ich von Ihnen beispielsweise Demut erwartet angesichts der mittlerweile Hunderten von Toten in Griechenland, die wegen Hungers und wegen fehlender Medikamente in den Krankenhäusern gestorben sind oder die sich aus Verzweiflung das Leben genommen haben. Ihnen, den Opfern einer verfehlten Politik von EU, EZB und Weltbank, verlieh Blockupy eine Stimme. Eine Stimme, die Sie gemeinsam mit Ihren Verbündeten in CDU, Grünen und FDP zum Schweigen bringen wollen.
In das Weltbild aufgeklärter Bürger, die jahrzehntelang mit der SPD sympathisierten, zum Teil (noch) Mitglieder sind, passen Sie seit Ihrem unwürdigen Auftritt am 24. März 2015 im Hessischen Landtag definitiv nicht mehr. Für mich, und ich spreche hier für einige Tausend Multiplikatoren der Kulturszene, sind Sie und die SPD nicht mehr wählbar. Und das werde ich, das werden wir, auch überall deutlich machen.

Mit höflichem Gruß Klaus Philipp Mertens

P.S. Haben Sie sich bereits von der Zustimmung der SPD zu den Kriegsanleihen von 1914 distanziert? Immerhin hatten diese 18 Millionen Tote zur Folge. Oder von Gustav Noske, der 1918/19 auf demonstrierende Arbeiter schießen ließ?
Klaus Philipp Mertens Geschäftsführender Gesellschafter der Mertens & Medien Verlagsbuchhandel GmbH Tucholskystr.9 60598Frankfurt am Main Tel.(069) 61 99 35 98 Fax(069) 61 99 35 94
Hier der Originalartikel im Freitag https://www.freitag.de/autoren/bertamberg/offener-brief-an-thorsten-schaefer-guembel

Klare politische Aussage von Dr. Knecht dem Ev. Stadtdekan zur Gemeindearbeit in Frankfurt

Gerade weil wir immer weniger sind, lasst euer Licht leuchten vor den Menschen in eurem Stadtteil!

Dieser einfach Satz sagt dann doch eine Menge aus. Und ich danke Pfarrer Dr. Balke, der mir hinterher mit seiner Sicht dazu weiter half.

Dr. Knecht, der evangelische Stadtdekan sprach in der Fastenpredigtreihe der Philippusgemeinde „Kirche in der Stadt-Gemeinde für den Stadtteil“ zum Thema Gemeindearbeit. Ich fasse das mal zusammen:

Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt! (Matthäus 5,13-16)

In Anbetracht der Zahlen, die zeigen, wie der Anteil an Christen in den Frankfurter Gemeinden schrumpft, ist diese Zusprechung von Jesus vielleicht etwas hochgegriffen?
Was kann man denn noch erreichen? Was sollte man tun? Es ist doch schon deprimierend, wenn man vergleicht was einmal war und was jetzt noch geht. Auch die große Kirche der Philipusgemeinde zeugt von einer früheren Gemeinde, die sie heute nicht mehr ist.
Das mag an den Auswirkungen der europäischen Aufklärung liegen wie auch an der Globalisierung. Beides erleben wir in der Stadt sehr deutlich.
Was kann die christliche Religion da überzeugendes zu sagen?
Die Menschen, die Jesus damals ansprach waren nicht die Machtvollen und Regierenden, sondern die Barmherzigen, die Verfolgten, die Sanftmütigen, die mit reinem Herzen den Frieden suchten (und heute als „Gutmenschen“ verächtlich gemacht werden). Sie sahen durch ihren Glauben im durchaus finsteren Dasein ein Licht aufgehen und bekamen eine positivere Haltung zum Leben.
Dieser andere Grundton kann zum Zentrum für die Gemeinde im Stadtteil werden.
Was tue ich für andere persönlich?
Nehme ich am Leben anderer teil? Besuche ich Kranke? Begleite ich Trauernde? Rede ich gutes gerade über die, über die schlecht geredet wird? Mache ich die Tür auf für die, die keine Wohnung haben?
Der gute Kontakt der eigenen Person mit anderen bedeutet dieses Licht, bedeutet das Salz.

Das bedeutet auch und das ist eben eine politische Aussage, dass ich vor Ort aktiv werde im Sinne der Menschen, die mit mir dort leben. Das kann um den Ausbau einer Autobahn genauso gehen, wie um ein Kinder-und Familienzentrum.
Klare Worte!

Predigten zur Fastenzeit