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Janine Wissler „Predigt zur Fastenzeit“

Den 6. Gottesdienst in der Fastenpredigtreihe hielt zum Thema “ Kirche in der Stadt-Gemeinde für den Stadtteil“ Frau Janine Wissler von den Linken in der Philippusgemeinde.

Sie war der überraschenden Einladung in die Kirche gerne gefolgt und hatte sich, so meine Idee dazu, zu einer politischen Ansprache  entschlossen, die die Verknüpfung von Politik mit der menschlichen Ebene im Riederwald verdeutlichen konnte. Gesellschaftliche Aspekte, die sich konkret im Stadtteil wiederfinden lassen und eventuell eine Gemeinsamkeit zur Kirche im konkreten Tun aufzeigen, waren ihre Inhalte.

Die Überschneidung von „Solidarität“ und Nächstenliebe“; das sich Einsetzen für den Menschen an erster Stelle in einer Gesellschaft, in der wir friedlich miteinander leben können. Bei den Linken das Kämpfen für bessere Lebensbedingungen auf dem Arbeitsmarkt und die caritative Arbeit und das Kirchenasyl in den Kirchen als gleiche Richtung.

Dazu fügte sie eine Reihe von Beispielen an, die wir nur zu gut kennen: Niedrigstlöhne, Arbeitslosigkeit, Altersarmut, fehlende gesellschaftliche Wertschätzung der sozialen Berufe,…

Das führte zum Thema Flüchtlinge und Fragida/Pegida. Frau Wissler betonte die ablehnende Haltung zu den menschenverachtenden Forderungen dieser Gruppierungen und verwies auf die gute Rede der Pröbstin Frau Scherle auf dem Römerberg.

Blockupy, ein Zusammenschluss vieler Gruppen, die die Finanzpolitik kritisieren und den Protest vor die EZB nach Frankfurt brachte, wurde durch die Gewaltbereiten geschadet.

Anstatt zu zeigen, dass der eigentliche Verlauf der Grenze zwischen oben und unten verläuft und nicht zwischen den Völkern (wie Griechen-Deutschen) wird nun über ganz anderes gestritten.

Humanitärer Krieg ist nicht möglich. Die Waffenlieferungen von Deutschland aus in die Welt sind zu stoppen.

Mit dem Wunsch nach Mut über das „perverse Wirtschaftssystem“ hinauszudenken und neues zu erkämpfen, wo eben der Mensch an erster Stelle steht in der Gesellschaft und wir in friedvollem Miteinander leben, endete ihre Ansprache.

Die Kirchenmusikerin spielte als Überraschung die Internationale als Orgelstück. Der Refrain wurde von einigen mitgesungen.

Predigten zur Fastenzeit

(Von mir: Die Demo, für die Herr Wilken den Kopf hinhalten muss, weil er sie angemeldet hat, ist mit ca. 20 000 Teilnehmern friedlich verlaufen. Ich war dabei und traf aus den Kirchen Teilnehmende auf dem Römer. Das scheint niemanden zu stören bei der Kritik an ihm.

Meine andere Position als die Frau Scherle zur Frage Asyl-Eiunwanderungsgesetz und kommt die Fremdenfeindlichkeit aus der Mitte der Gesellschaft, habe ich hier festgehalten: Frankfurt bleibt bunt http://wp.me/pzfou-FZ )

Der OB auf der Kanzel

Und wieder startet die Predigtreihe zur Fastenzeit in der Philippuskirche. Diesmal ist das Oberthema: „Kirche in der Stadt-Gemeinde für den Stadtteil“ Predigten zur Fastenzeit Den Auftakt machte unser aller OB Feldmann.

Und um gleich den Gag der Kirchenmusikerin vorweg zu nehmen: Sie spielte „Brüder zur Sonne zur Freiheit“ als Schlussstück arg verfremdet aber der OB erkannte es sofort. Es zauberte ein Lächeln in sein Gesicht. Ein besonderes Geschenk. Wir merkten zwar, dass wir es kennen, doch er musste uns erst darauf aufmerksam machen. Ich gestehe es zu meiner Schande.

Wer öfter mal eine Rede von Herrn Feldmann hört, der weiß ja schon, was er ansprechen wird. Später wird man über ihn sagen, dass er unermüdlich war, das für ihn Wichtige immer wieder anzusprechen. Das hat schon was, finde ich.
Was aber war nun das für diese Predigt vor der ev. Philippusgemeinde Spezifische? Zum Beginn sprach er von einer Veränderung der Lager. Früher waren die Kirchenleute spießig in den Augen der jungen Linken. Heute gelte die Aufteilung in „konservativ und rechts“ und „links und veränderungswillig“ nicht mehr. Überall, in allen Gruppierungen finden sich viele, die sich zynisch verhalten und aus Angst vor dem Nichterfolg lieber gar nichts erst tun. Diese zynische Haltung nennt der OB als die Gefahr von innen. Nun dürfe man sich über Verzagte nicht erheben, doch ein Bündnis derer, denen ihr Leben nicht egal ist, wäre ein Schritt voran zu einer anderen Welt. Die Aufgabe, zu mehr Nähe von Mensch zu Mensch anzunehmen und das nicht nur zu Weihnachten, würde er gerne an alle Menschen in Frankfurt weitergeben.

Er zitiert Böckenförde und geht auf die Bedeutung religiöser Gemeinschaften in einem säkularisiertem Staat ein. Böckenförde 2010:„Vom Staat her gedacht, braucht die freiheitliche Ordnung ein verbindendes Ethos, eine Art „Gemeinsinn“ bei denen, die in diesem Staat leben. Die Frage ist dann: Woraus speist sich dieses Ethos, das vom Staat weder erzwungen noch hoheitlich durchgesetzt werden kann? Man kann sagen: zunächst von der gelebten Kultur. Aber was sind die Faktoren und Elemente dieser Kultur? Da sind wir dann in der Tat bei Quellen wie Christentum, Aufklärung und Humanismus. Aber nicht automatisch bei jeder Religion.“ Der OB führt an, dass der demokratische Staat Freiheit schützen kann, jedoch der Einzelne sie leben muss. Was könnte denn ein tragfähiges Bündnis sein hier in Frankfurt? Er nennt da das Römerbergbündnis und den Rat der Religionen. Sie wären weiter, als nur zu reden. Im Verhältnis zu anderen Städten hätten die Organisationen, die zur Demo auf den Römer eingeladen hatten nicht gegen etwas gestimmt, sondern für etwas. Für Toleranz und Mitmenschlichkeit und ein Leben in der Stadt in Vielfalt.

Er geht auf eine Veranstaltung in der Gutleutkirche ein, die sich damit auseinandersetzte, ob die Finanzmärkte wir regulieren oder sie uns? Er nannte das Beispiel des Wohnungsmarktes, bei dem wir uns fragen müssen, ob wir ihn dem Markt überlassen wollen. Die Eröffnung der EZB, die Lage Griechenlands und Spaniens, als Themen, die nur scheinbar weit weg lägen mit wenig Platz für den Gemeinsinn. Sicher haben Werte wie Liebe, Treue, Freundschaft keinen Preis, doch halten sie unser Leben zusammen. Aus dem, woran er glaubt, schöpft er die Kraft jeden Tag diese Dinge wieder anzusprechen und er ist sich sicher, dass Glauben stärker ist als Angst. Angst würde die Hirne verkleben und Handeln verhindern. Glauben muss auch stärker sein als der Homo öconomicus.

Er sieht zwei Ansatzpunkte in der christlichen Haltung:
Die Vorstellung einer gerechten Weltordnung-und sie wenigstens in Ansätzen anzugehen.
Der Umgang mit den Folgen der Ungerechtigkeit–mit den Flüchtlingen in dieser Stadt.

Sicher war der Ursprung der Weltoffenheit in Frankfurt verknüpft mit dem Handel. Doch die Bereitschaft andere in ihrer Unterschiedlichkeit anzunehmen, hat allen etwas gebracht. Er findet „dulden“ und auch „tolerieren“ als nicht mehr ausreichend. Weil sie schnell wieder in Ablehnung und Hass umkippen können, aus denen die Grundlage für Krieg besteht. Nehmen wir uns die Freiheit uns für ein Miteinander einzusetzen nicht nur an drei Feiertagen im Jahr.

Dr. Fred Balke-Nagel, der Pfarrer der Gemeinde verwies auf die besondere Situation der Gemeinde und des Stadtteils Riederwald.

Für alle, die gerne Energiesparen in der Kirche: Wir hatten 18° und waren am Ende eiskalt. Und für diejenigen, die an dem kleinen Spiel mitmachen, nach der wievielten Minuten der OB in seinen Ansprachen beim Wohnungsbau angekommen ist: Es war diesmal die 16. Minute. Wie gesagt, ich finde ja, es hat was, dass er das so durchzieht.

 

Hier der Artikel aus dem Evangelischen Frankfurt