Kurzfristig kam die überraschende Nachricht, ab Juli bekomme ich kein Arbeitslosengeld mehr. Das hat mich zwar aktiviert alles zu regeln, was getan werden musste und auch gelähmt. Mein Rücken machte nicht mehr mit und ich konnte nur wenige Schritte am Stück gehen. Sozusagen: Nichts geht mehr
Was macht das mit mir? Zum ersten Mal überhaupt kein Einkommen mehr zu haben. Nur vom für das Alter Ersparte zu leben, was dann nicht mehr da sein wird? Ich nehme mir Zeit. Weil ich nicht voranstürmen kann mit den Schmerzen und weil ich nicht weiß wohin.
Neben der riesigen Freude die eingrenzenden und abwertenden sehr stressigen Erlebnisse mit den Behörden und ehemaligen Chefs hinter mir zu haben, kommt so etwas wie Freude über eine bisher nur erdachte Freiheit auf. Sie hat eine enorme Kraft. Und so sind da zwar Schmerzen, doch eben als nur ein Teil.
Was heißt den Freiheit oder Unabhängigkeit für mich? Ab wann bin ich denn unabhängig? Diese Fragen paaren sich mit der Frage, was mache ich nun die verbleibende Lebenszeit? Was soll und kann und will ich denn noch umsetzen?
Alles Gedankenspiele, die mir zeigen, dass ich die Situation verstandesmäßig auseinandernehme und noch gar nicht richtig angekommen bin.
Und so nehme ich mir Zeit. Zeit um runterzukommen. Zeit um neues zu entwickeln. Zeit um neue Grenzen auszutesten.
Als ich nach dem ersten Beruf mit einem Studium anfing, hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis. Ich war mir meiner selbst nicht mehr sicher. War ich vorher fest angestellt und in einem klaren Rahmen, verschwand dieser während der Studienzeit. In Stuttgart sind Studentinnen zu der Zeit nicht wichtiges. Wir hatten überhaupt keine gesellschaftliche Stellung. Es gab kein Schild: „Universitätsstadt“ Ich wurde auf mich selber zurückgeworfen und kam in eine tiefe Krise. Die musste ich für den Abschluss unterbrechen, sonst hätte es den nicht gegeben.
Von damals also kenne ich diese gummiartige Blase, die keinen Halt im Außen gibt. Sie ist beängstigend und das soll sie wohl auch sein, denn es geht in meinem Leben um die Bewältigung von Angst. Da sind Existenzängste natürlich ein großer Anteil. Die werden nun ganz stark ausgelöst durch den Wegfall von jeglichem Einkommen. Künstler werden das gut verstehen können. Seit den Coronaauflagen stehen sie vor dem Abgrund.
Heute kann ich in Worte fassen, dass es was mit mir macht, wenn ich sozusagen nur mit mir den Tag verbringe. Für andere ist das ziemlich uninteressant. Was mich an die Eltern erinnert, die auch keine eigenen Erlebnisse mehr in die Gespräche einbringen können, weil sie keine hatten, die im Außen zählen.
Ich stelle mich dem. Mal sehen, ob ich woanders herauskomme als es ihnen gelang. Oder, ob ich sie anders schätzen lerne.
Vero samt Katzis fragte mich, ob ich was dazu aufschreiben werde. Ein guter Anschub. Dadurch sortiert sich womöglich was. Danke! Ein Satz muss jetzt noch kommen. Ich weiß tief in mir, dass wir das #BGE bekommen und ich nur durchhalten muss. Es geht also nun wirklich um die Gestaltung meines Lebens durch mich selber. Das Wort „pur“ fällt mir ein. Alle Schnörkel und Zusätze entfallen.
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