
Hannah Ahrendt
Eine so interessante Biographie zu schreiben, ist nicht leicht.
Nebenbei fließen die Ereignisse aus dem Lebensumfeld oder der Zeitgeschichte von Hannah Ahrendt ein und verknüpfen sich zu einem Teil der Geschichte, die nun besser zu verstehen ist. Das Schöne ist auch, dass wir es aus einer anderen Perspektive wahrnehmen als gewöhnlich, denn Frau Ahrendt hat ja als Vertriebene und ganz knapp in Amerika Gelandete dort gelebt.
Der Aufbau Deutschlands oder die Entwicklung Israels, der Vietnamkrieg und die McCarthy-Ära aus amerikanischer Sicht, sind hier nur kurz aufgezählt, um den Gedanken mit Bildern auszumalen.
Wenn Hannah Ahrendt das Thema ist, dann ist Philosophie ein zwingender Bestandteil. Dazu hat sich Herr Dr. Alois Prinz mit den philosophischen Ansätzen der Beteiligten auseinandergesetzt. Ich bekomme beim Lesen die Grundgedanken von Heidegger, Jaspers, Ahrendt und Nebenfiguren dieses Lebens gut erklärt, verwoben mit der Entwicklung von Frau Ahrendt.
Nun keine Angst, Herr Dr. Prinz ist als Sohn eines Tischlers aufgewachsen und hatte keine Bücher, mit denen er groß wurde. Erst später konnte er seinem Interesse zu lesen nachgehen. Was für uns wunderbar ist, denn er schreibt nicht, wie zu erwarten wäre bei diesem Thema in unverständlichen Sätzen. Meine Idee ist dazu, dass es ihm selber so wichtig war, dass er es unbedingt verstehen wollte. Und so kann er in klaren Sätzen die philosophischen Ansätze dem Leser wiedergeben. Ein Thema erwähnte er bei einem Vortrag, bei dem es über ein ganz anderes Buch von ihm ging (Petrus). Daher denke ich, dass ihn in der Auseinandersetzung mit Hannah Ahrendts Ideen, diese Gedanken selber sehr bewegt haben:
„Die Öffentlichkeit ist die Bühne, auf der Menschen hervortreten und sich mit <Lust> zeigen können. Im gegenseitigen Austausch eröffnet sich dann etwas, das mehr ist als die Summe der Einzelnen, ein <Zwischen>, das alle übersteigt und von dem her sie sich selbst und andere besser verstehen können. “
Gemeint ist nicht die Öffentlichkeit, die alles flach und platt macht im Durchschnitt, wie wir es leider gewohnt sind.
Die Fähigkeit, die gebraucht wird zu einer in der Öffentlichkeit ständigen Kommunikation, ist die Fähigkeit zur Popularität. Keine unverständliche Sprache, sondern der Wille sich mitzuteilen und anderen zu zuhören, Rede und Antwort zu geben und keinen auszuschließen.
Das ist heute immer noch Utopie. Verstecken sich doch viele hinter ihrer „Fachsprache“ oder (un-)gebildetem Ausdruck. Doch so etwas wie „social media“ (web2.0) kommt dem näher. 🙂
Beruf Philosophin oder Die Liebe zur Welt- Die Lebensgeschichte der Hannah Ahrendt
Dr. Alois Prinz – Beltz&Gelberg
Meinen früheren Post zu Alois Prinz gibt es hier.
Posted by Antje Schrupp on 12. November 2009 at 10:24
Interessant, danke für den Buch-Hinweis. Lustig finde ich jedoch den Titel, da Hannah Arendt ja ausdrücklich bestritten hat, dass sie Philosophin sei 🙂 Dieses sehr interessante Interview gibt es als transkript auch hier: http://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/arendt_hannah.html